Sozialwissenschaftliches Gymnasium

und Kunstgymnasium

Bruneck

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Beiträge aus der Schreibwerkstatt

Weihnachtsgurke – Schreibwerkstatt – Dez. 2021

Schreiben2
Die Geschichte der Weihnachtsgurke  (anonym)

Die besinnliche Zeit im Jahr ist wieder da!

Am Nordpol laufen die Elfen und Elfinnen auf Hochtouren. Ich meine es ernst. Ihre Schrittzähl-App gibt täglich den Geist auf, weil sie so viele Schritte gar nicht zählen kann. Einer hingegen geht es gerne ruhig an: Der Weihnachtsmann, der übrigens, bis er in sein Kostüm schlüpft, lieber Günther genannt wird. Er verbringt seine Stunden in der warmen Stube am Kamin. Dort liest er die Briefe der Kinder und aktualisiert die Anzahl seiner gelesenen und erfüllten Wünsche stündlich in seiner Biographie auf Tinder. Er sagt, das bringt viele Matches.

Neben seiner ach so strengen Arbeit genießt er liebend gerne eine saure Gurke. Ich korrigiere… ein Stück saure Gurke. Denn es ist nämlich so: Günther ist weit über den Nordpol hinaus bekannt als GG, der Gurken-Günther. Denn im Sommer hegt und pflegt Günther seine Gurken, als wären es seine eigenen Kinder und dabei entsteht jedes Jahr eine neue Rekordgurke. Jedes Jahr noch größer. Dafür verleiht er sich auch gerne selbst jedes Jahr den „Nordpol Gurken Award“. Die Riesengurke wird dann in den Keller voller Essig gelegt und am ersten Advent von den Rentieren herausgezogen und neben dem Kamin auf den Dönerspieß gestellt. So kann sich Günther nun jeden Tag eine Scheibe abschneiden, bis sie dann zu Weihnachten aufgebraucht ist.

Sobald der Weihnachtsmann das Kostüm wieder ablegt, beginnt er schon die Rezeptur für das nächstjährige Düngemittel zu verbessern. Damit die Weihnachtsgurke nächstes Jahr noch besser sein wird. 

Die Weihnachtsgurke (anonym)

„Weihnachtsgurke“, wem ist das bloß eingefallen? Und das auch noch im Hochsommer! Zahlreiche Gedanken kreisen in meinem Kopf, während ich an einer kühlen Hauswand lehnend auf das vereinbarte Codewort warte. Mit zwei Fingerspitzen zupfe ich einen Fussel vom teuren Stoff des Abendkleides. Zu schade, dass es für einen derartigen Anlass angefertigt wurde!

Sobald sich Nashorn über das Funkgerät, das tief in meinem Ohr sitzt, bei mir meldet, werde ich das luxuriöse Hotel auf der anderen Straßenseite betreten, höflich nach seiner Zimmernummer fragen und ihn anschließend zum Schweigen bringen. Eine Anweisung des Chefs mit der Begründung: „Er weiß zu viel.“

Unauffällig werfe ich einen Blick um die Ecke. Ein schwarze Limousine kommt langsam herangerollt. Mit einer fahrigen Bewegung fasse ich mir ans linke Ohr. „Ist er das?“ Ein Rauschen ertönt, Nashorns Stimme erklingt: „Ja, mach dich bereit! Weihnachtsgurke!“

Verächtlich schnaubend, ein letztes Mal über die weiche Seide des Kleides streichend, trete ich aus meiner Deckung hervor. Großen Schrittes überquere ich die Straße. Hohe Absätze klackern auf dem noch sonnenwarmen Asphalt. Ein flüchtiges Lächeln meinerseits, ein Türsteher, der mir bereitwillig die Tür öffnet. Es kann losgehen.

Wo ist das? (Maria Holzmann)

Ich schlug die Augen auf. Zum ersten Mal seit 30 Jahren. Das erste, was ich sah, war ein Mensch, vergraben hinter Maske und Schutzanzug. Er winkte mir zu und berichtete, dass das Unterfangen gelungen war. Ich grinste. Ich war der erste Mensch, der 30 Jahre lang im Eis ausgeharrt hatte und trotzdem noch lebte. Ich war in die Zukunft gereist. Wie sie wohl aussah? Meine Gedanken kreisten um alle möglichen Bilder und Erwartungen, während ich den Ärzten stundenlang Untersuchungen an mir gestattete.

Endlich war mir erlaubt zu gehen. Ich zog meinen Anzug an und knöpfte meine Schuhe zu. Vor der Tür atmete ich noch einmal kurz durch, bevor ich sie aufschwang.

Hitze prallte mir entgegen, stinkende staubige Luft, die im Hals kratzte. Entsetzt schlug ich die Tür wieder zu. Dann eilte ich zum Fernseher im Wartebereich und schaltete ihn ein. Das Bild flackerte kurz, bevor eine Frau auftauchte. Die Nachrichten. Ihr Gesicht war neutral. Es wollte nicht zu den Bildern hinter ihr passen. Wälder in Flammen. Wie sie gerade erklärte, waren es Tausende an Bränden. Die nächste Nachricht. Mir wurde übel. Ein Delfin, gestrandet, neben seinem aufgeschlitzten Bauch lag unzählig viel Müll. Die Notiz entsetzte mich jedoch am meisten. “LETZTE DELFINGRUPPE TOT.” Ein neues Bild erschien. Arme Menschen, Flüchtlinge. Ihre Gesichter waren eingefallen und ihre Augen schimmerten. Wie die Frau erklärte, handelte es sich um alle Menschen aus dem Süden, der Höhe von Europa und Japan, die vor der Wasserknappheit und Dürre in den Norden flüchteten. Weitere Nachrichten folgten und ich konnte kaum sagen, welche die schlimmste war. Ausgestorbene Tierarten, sich ausbreitende Wüsten, tote Meere voller Müll und Überresten einstiger eleganter Unterwasserwesen.

Erschöpft ließ ich mich in einen Stuhl fallen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Mein Kopf wollte es nicht begreifen. Immer wieder hatten alle von der Zukunft geschwärmt, man hatte fliegende Autos vorhergesagt, Roboter, die alles machten. Nur deshalb hatte ich mich einfrieren lassen. Ich wollte sie sehen, die Autos und Roboter, mich selbst von der Genialität der Menschen überzeugen. Doch wo war all das?

 

Kuchen oder Kekse? (anonym)

Kuchen oder Kekse? Eine Entscheidung die mein Leben für immer verändern könnte. Für viele mag diese Auswahl zwar sehr unbedeutend sein, für mich aber nicht! Kuchen esse ich grundsätzlich lieber, aber vielleicht ist genau das das Problem. Ich probiere nie neue Dinge aus.

Ich sollte die Kekse nehmen! Mein Herz widerspricht mir jedoch mit schnellen Schlägen. Wie mich die mit Gelatine ummantelten Erdbeeren anlächeln. Ein Stückchen wäre ja wohl nicht zu viel verlangt. Aber andererseits… Schokoladenkekse sind auch ein Genuss. Wenn die Zartbitterschokolade sich langsam im Mund auflöst und im Bauch ein wohliges Gefühl hinterlässt. Dieser Geschmack zaubert mir immer wieder ein Lächeln in mein Gesicht.

Stunden stehe ich jetzt schon vor der Vitrine in der Bäckerei meines Vertrauens. Die Menschenansammlung hinter mir wird immer größer. Lauter und lauter werden die ungeduldigen Stimmen in der Schlange. Ich muss mich entscheiden!

Die Ladentür geht auf und ich komme heraus mit beidem.