Sozialwissenschaftliches Gymnasium

und Kunstgymnasium

Bruneck

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Beiträge aus der Bibliothek

Mobilität und Tourismus: dem Himmel zu nah? 

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Das hochkarätige Trio Annika Stifter, Michil Costa und Markus Lobis waren am 3. Dezember in der Aula des SoWiKunstGym Bruneck dazu eingeladen, das Thema Mobilität und Tourismus zu diskutieren.  

Das Bibliotheksteam der Schule durfte neben zahlreichen Schulklassen besonders drei sehr vielseitige Menschen willkommen heißen, die sich in ihrem Alltag mit den Folgen der Mobilität und des Tourismus und sanfteren und praktikablen Alternativen dazu auseinandersetzen.   

Eingeleitet wurde die Diskussion durch den Kurzfilm Zu nah am Himmel, für den unsere Schülerin Annika Stifter (5aK) den Preis Claus 2020 erhielt. Die Direktorin Isolde Maria Künig fand zur filmischen Dokumentation über den ganz normalen Verkehrswahnsinn rund um den Pragser Wildsee lobende Worte. Annika Stifter schilderte die Entstehungsweise ihres Films, der auf eine leise Art den unglaublichen Lärm des Overtourism porträtiert und der die Anwesenden in nachdenkliches Schweigen versetzte.  

Michil Costa brachte den Schüler*innen seine Art, Tourismus sanft und wirtschaftlich erfolgreich zugleich zu leben, durch sehr persönliche Einblicke näher. In seinem Hotel La Perla in Corvara versucht er, im touristischen Alltag nach den Prinzipien der Gemeinwohlökonomie soziale wie ökologische Verantwortung zu leben. Denn Gastronom*innen hätten nur die Gäste, die sie verdienen, so einer der Glaubenssätze von Costa. Das heißt in der Praxis, dass es in seinem Hotel keine Cola und keinen Prosecco gibt und dass für das Wohlergehen des Personals zwei eigene Mitarbeiter*innen zur Verfügung stehen.  

Markus Lobis, Aktivist in den Bereichen ökosozialer Innovation und Nachhaltigkeit, räumte mit zehn Mythen der Mobilität auf. So wird Mobilität nicht größer, genausowenig wie wir durch schnelle Verkehrswege Zeit gewinnen. Das Auto ist kein Fahrzeug, sondern ein Stehzeug. Nicht die Menschen wollen das Auto, sondern Strukturen steuern menschliches  Verhalten, was ein Schnappschuss der Kopenhagener Stoßzeit belegt: volle Fahrradwege, dabei aber kaum Autos auf der Straße. Die Wirtschaft braucht nicht das Auto, sondern Kund*innen und natürlich auch eine verlässliche Logistik. Weder Elektromobilität noch autonomes Fahren wird die Probleme lösen. Diese und andere Mythen entkräftete Lobis mit vielen praktischen Beispielen.   

Dass diese Ausführungen auch vonseiten des Publikums aufmerksam verfolgt wurden, zeigten die interessierten Fragen der Schüler*innen, die immer wieder an die Gäste gerichtet wurden. Eines bewiesen Gäste wie Schüler*innen an diesem Tag: Sanfte Mobilität verlangt nach geistiger Mobilität. Oder, wie Michil Costa sagt: ”Man kann nicht allein die Welt retten. Aber man kann seinen kleinen Teil dazu beitragen.” Gehen wir’s an! 

Katja Renzler